Ewigi Achra

von Adolf Fux

 

   Wyl im Wallis mengisch – mengisch der Rägu manglut, ist an jede Tropfu chestlicher als in andru Landesgägunde. Drum tüet der Walliser sälber wässeru, so wyt är mag. Wa aber schini Wässerchüst verseit und är mit dum Gletscherwasser nit züe mag, liggund die ewigu Achra, ewig, wyl daruf sit Mänschugidänku und no viel wyter zrugg nummu Choru wachsut, Choru und allzig Choru, wie wier dum Roggu als Höitfrucht säge. Der Walliser Roggu ist nit aspruchsvolle und wachsut no uff trochunum, steinigum Grund und Bodu. Är het sich der mageru Aerda, dum räguarmu Himmelsstrich und dum churzu Summer angipassut und treit uff dinnu, fast blattlosu Stengja schmechtigi Elini fer schwarzus Brot.

 

    Ja währli, währli, immer wider het’s Brot gigä uff dänu ewigu unermiedlichu Achra, Brot und wieder Brot, gester wie hitu und vor hunnert und tüsig und tüsig Jahru. Wier si as alts, as uralts Volch, tie aber immer wieder erjungu. Und hitu no läbe wer uff dum glichu Grund und Bodu wie ischi Ännini und wie schi vam dürundu Sägu Gottes. Der Grund und Bodu ist nit gitiger old unwilliger und der Sägu Gottes nit gringer wordu; aber die Brotässer heint sich gmehrut und der Hunger.

 

     Was noch boduständigi Püru und Sälbstversorger sind, gäbunt die ewigu Achra nit üff. Jedes Jahr tientsch d’Ärdä umchehru und wärfunt da Samu wie Golchirlini druber. Und in jedum Wurf ist Verganguheit und ist Züekunft, in jedum Wurf Freid und Gottvertrüwu. Der Pür uff dum ewigu Acher ist sich glich giblibu, unveränderlich wie Brot und Wasser. Immer scho ist är ohni Hast und Zoru uber du Acher gigangu. Trotz du modernu Errunguschafte van anera hässigu Wält, geiht er hiitu no aso, tüet Schritt um Schritt, Wurf um Wurf. Und het är d’Saat gideckti, macht är mit dum Howustil as Chriz näbund d’Furra als Bikänntnis und Gibät, als Bikänntnis zum Allmächtigu uns as Gibät um schine Sägu, där nit fehlu darf, wenn d’Saat soll errinnu und ds Choru ripfu, damit äs chenne Brot wärdu und der Mänsch ernähru.

 

    Brot ist an Gab Gottes. Mu soll sus ehru in jeder Form: als Saat, als Ehli, als Choruchirli, als Schnitta und Brosma.

     Ist d’Saat bi Zytu errunnu, mag der Winter mit Guxa und Gwächte druber ga, der Fehnu wird schi wieder wecku und s’Sunna tribu und ripfu. Und we der Halu älwut uff dänu ewigu Achra und ds Choru üs du churzu Spelza liögut, wird’s süferli gschnittu und süferli gibunnu, Gofa um Gofa süferli in du Stadel gitreit, damit cheis Chirli verloru gegi. Un einischt im Winter gehrt mu schi dreschu. Wa noch an alti Mihli am Bach steiht und der Dorfbachofu no nit erchaltut und zerfallut ist, git’s eigunts Mähl und gitrungs Brot. Äs het Ziite gigä – äs ist mer, als weri’s gester gsi – wa jedi Famili der eigund Pfister ghabet het und a Bachi va sächzig und meh Brot as Vierteljahr gidürut het und lenger. Immer ist an Vorrat im Spycher gsi, wuchu-und monataalts Brot, wa mu mit dum Brothacker het miessu verhauu und mit Verstand ässu. Oh, äs ist as chestlichs Brot gsi, het die Zähnd gibutzt und gkreftigut und der Hunger grindlich gmeisterut.

 

     Hytu tüet sus das Brot van du ewigi Achra nimmeh fer alli. De Volch ist uheflich gwachsut. Vieli Achra het mu la erliggu, wyl mu lieber främds Brot isst. D’Mahlsteina sind finer und die Zähnd schlächter wordu. Die Dorfbachofna sind am Erchaltu und vieli Spychra leeri. Aber immer noch git’s Püru, wa in der Furra va dänu ewigu Achra stehnt und der ewig Chreislöif va Saat und Ärnta in aller Eifalt und Triwi und Züeversicht erläbunt. Immer noch tientsch Chori seju und Sichje wetzu und Sorg ha zum eigundu Brot wie zu eingundu Lytu.

 

     Frili, in Zyte, wa chei Chrieg ist und die Gränze offundi sind, het mu wenig Glöibu an die ewigu Achra. Wenn aber wieder Arglist und Not sellti cho, liögunt alli, öi die Spottsichtigu und Kostverächter, ob die Choruachra no grüene, wyl’sch de öi wieder erchännunt, dass uf dum glichu Halu Brot und Fryheit wachsunt.

 

 

 

(Originalabschrift ab Manusskript, Archiv STIFTUNG ADOLF FUX,

Text um zirka 1940)

 

Antonio E. Fux  CEO / Juli 2014

Fotos: Nora Fux